Das gilt übrigens auch für unsere Gesundheit, denn ob wir uns als gesund oder krank erleben, hat etwas mit unserer Entscheidung und unserer Sicht auf die “Dinge” zu tun.
Darum ging es bei einem 3-stündigen Workshop, am 9. Dezember 2022, den ich im Ludwig-Windthorst-Haus für 13 ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen durchführen durfte.
Thema: “Trotz Diagnose: Ich lebe! Salutogenese als Perspektive auf schwere Erkrankungen”.
Tipps & Goodies:
Salutogenese als Modell der Gesundheitsförderung
Jetzt fragst Du Dich vielleicht: “Hey Jeanette … was is los? Salu … was?”
Kurz: Salutogenese ist ein Modell, das die Entstehung von Gesundheit untersucht.
Und sie ist eine sehr wichtige Sichtweise auf Gesundheit, denn nach Aaron Antonovsky (1923-1994), einem israelischen Mediziner und Stressforscher, sind wir nämlich immer beides – also immer gesund und krank.
Da gibt es kein Entweder-Oder, sondern vielmehr ein Sowohl-Als-Auch.
Jeder Mensch hat – auch wenn er noch so schwer erkrankt ist – immer gesunde Anteile, die ihm dabei helfen, mit dieser Erkrankung umzugehen. Und diese gilt es zu fördern und zu stärken.
Gesund oder krank?
Wir sind also niemals zu 100 % gesund und damit auch niemals zu 100 % krank, denn sonst wären wir bereits tot.
Antonovsky befragte zigtausend Menschen, was ihnen in Krisen half, an diesen nicht zu zerbrechen oder an Schicksalsschlägen nicht zugrunde zu gehen und entdeckte einen gemeinsamen Nenner: das sog. Kohärenzgefühl.
Einem Gefühl der Stimmigkeit, eine Ur-Vertrauen ins Leben. Gott-Vertrauen!
Unter diesem Kohärenz-Gefühl (sense of coherence) verstand Antonovsky eine Art Lebensorientierung oder Haltung dem Leben gegenüber, die darüber Auskunft gibt, wie man mit den Wechselfällen des Lebens oder mit heftigen Herausforderungen besser klarkommt.
Das Kohärenzgefühl steht damit in direktem Zusammenhang mit dem Resilienzfaktor Selbstwirksamkeit und ist damit eine wichtige Voraussetzung für die seelische Widerstandskraft. Nur wenn Menschen Herausforderungen als kohärent, also als stimmig einschätzen, erleben sie sich selbst als besten “Wirkstoff”, weil sie etwas bewirken können.
Je ausgeprägter dieses Kohärenz-Gefühl, umso besser kommt ein Mensch mit den an ihn gestellten Herausforderungen zurecht.
Und er identifizierte 3 Parameter bzw. Komponenten, aus denen sich das Kohärenz-Gefühl zusammensetzt:
Die 3 Faktoren des Kohärenz-Gefühls
- Verstehbarkeit
- Handhabbarkeit
- Bedeutsamkeit oder Sinnhaftigkeit
1. Verstehbarkeit bedeutet, dass …:
ein Mensch versteht, was mit ihm los ist, was er fühlt und denkt.
Er ist sich selbst nicht fremd. Ihm ist es wichtig, sich selbst besser zu verstehen und auch, von anderen verstanden zu werden.
Außerdem ist er sich selbst sehr nah. Auch die Botschaften seines Körpers kann er gut deuten und einordnen.
Selbst wenn Dinge passieren, die zunächst einmal unverständlich oder bedrohlich erscheinen, gelingt es kohärenten Menschen schneller, sich wieder zu orientieren, notwendige Infos einzuholen oder Erklärungen zu finden und dadurch weniger zu leiden.
Sie erleben ihre Umwelt als in sich stimmig und nicht ausschließlich chaotisch oder unvorhersagbar.
Menschen mit einem niedrigen Ausmaß an Verstehbarkeit haben dagegen größere Schwierigkeiten, das Leben und manche Unwegbarkeiten anzunehmen. Sie tun sich sehr schwer damit, die Dinge anders zu sehen oder ihre Einstellung zu ändern, und leiden daher länger, als nötig.
2. Handhabbarkeit bedeutet, dass …:
ein Mensch die Dinge gut “händeln” kann.
Er sucht und findet Möglichkeiten, um mit den Herausforderungen des Lebens besser klar zu kommen und weiß, was ihm Kraft und Halt gibt.
Er kennt seine Ressourcen, seine Stärken, Fähigkeiten etc. und kann diese auch nutzen.
Diesen Menschen gelingt es leichter, andere um Hilfe und Unterstützung zu bitten und sie fühlen sich seltener als Opfer der Umstände.
Sie sind eher in der Lage, sich anzupassen oder neu zu orientieren und versuchen, einer schwierigen Situation habhaft zu werden statt gegen sie zu klagen oder mit dem Schicksal zu hadern.
3. Bedeutsamkeit bzw. Sinnhaftigkeit bedeutet, dass …:
ein Mensch sein Leben und SoSein grundsätzlich als stimmig und sinnvoll erlebt.
Er weiß, welche Bereiche oder Menschen ihm wichtig sind und wie er sich für diese einsetzen kann.
Er weiß um seine Bedeutsamkeit – für sich selbst und andere. Und er kann das Wesentliche vom Unwesentlichen daher leichter unterscheiden.
Für Antonovsky war diese Komponente die wichtigste von allen.
Denn wenn wir nichts haben, für das wir uns einsetzen wollen, wenn uns alles sinnlos erscheint, wenn es nichts gibt, was uns wichtig ist, … dann macht auch die Handhabbarkeit und Verstehbarkeit wenig Sinn.
- Was gibt Deinem Leben Sinn und Bedeutung?
- Was ist für Dich wesentlich?
- Kannst Du mit der Salutogenese und dem Kohärenz-Gefühl was anfangen?
Schreib mir das gerne in die Kommentare.
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