Menschen die Angst vor dem Tod haben, sich aber dessen bewusst sind, haben einen entscheidenden Vorteil: sie wissen um ihre Angst.
Und dieses Wissen ist sehr wertvoll. Daher können diese Menschen ihre Angst vor dem Tod als eine Art Kompass sehen, der ihnen zeigt, wo es lang geht. Dadurch gelingt es ihnen nach und nach, ihre Ängste zu überwinden oder zumindest zu reduzieren.
Vom guten Umgang mit der Angst
Menschen die Angst vor dem Tod haben und wissen, dass es diese Angst ist, die ein zufriedenes Leben oftmals verhindert, haben also einen entscheidenden Vorteil.
Denn sie wollen ihre Angst nicht umgehen. Sie wollen lernen mit ihr anders umzugehen.
Schließlich ist die Angst ja immer da. Sie lauert in dunklen Ecken und springt Dich an, wenn Du es am wenigsten erwartest. Und sie ist eine Meisterin im Tarnen und Täuschen. Sie gaukelt Dir vor, dass Du erst noch dies oder jenes erreichen musst, um glücklich zu werden. Oder erst noch dies oder jenes haben musst, um zufrieden zu sein. Vielleicht sogar auch, dass Du erst gut sein musst, um Anrecht auf ein glückliches Leben zu haben.
Die Angst als Kompass sehen
Erinnere Dich daran, dass das vorrangigste Gefühl des Ego’s die Angst ist. Und hier ist sie. In ihrer reinster Form. Dein Ego flüstert Dir zu:
„Beschäftige Dich doch nicht mit dem Tod. Das bringt doch nix. Mach lieber was Schönes in Deinem Leben und dann ist eh Schicht im Schacht, also wozu der ganze Aufwand!“
Doch genau darin liegt auch der Antrieb. Denn in der Angst liegt bereits die Befreiung verborgen. Jede Frage enthält bereits die Antwort. Und jedes Suchen beinhaltet das Finden.
Die Angst kannst Du also auch als eine Art Kompass verstehen, die Dir den Weg weist. Diesem Kompass kannst Du vertrauen.
Deine Ängste zeigen Dir, wo Du vielleicht noch nicht lebst. Wo Du möglicherweise noch etwas unterdrückst. Sie weisen Dich auf die Angst hinter der Angst hin: auf die Angst vor dem Leben.
Wenn Du Dich also mit Deiner Angst vor dem Tod beschäftigst, kommst Du an der Angst vor dem Leben nicht vorbei.
Du kommst an Dir selbst nicht vorbei, denn die Angst weist direkt mit dem Finger auf DICH!
Dann kann es schon mal passieren, dass Du Deine Umwelt plötzlich ganz anders wahrnimmst oder Dir auf einmal Fragen über den Sinn Deines Lebens stellst oder Du Dich selbst fragst: „Warum lebe ich eigentlich gerade so, wie ich jetzt lebe und nicht anders?“
Du beginnst vielleicht auch damit, Deine Werte zu überprüfen, also das Fundament, auf dem Dein Leben basiert. Indem Du Dein Leben vom Ende aus betrachtest, zäumst Du das „Pferd“ quasi von hinten auf. Und damit ändert sich alles. Du wirst zu einem Sucher!
Zunächst einmal scheint es Dir aber so vorzukommen, als würdest Du nach der Devise leben: „Ich suche, aber finde nicht!“ Weil Du vermutlich (noch) an der „falschen“ Stelle suchst.
Wie in dem Witz mit dem Polizisten und dem Betrunkenen:
Es ist Nacht. Unter einer hellen Laterne steht ein Betrunkener und sucht verzweifelt den Boden nach etwas ab.
Da kommt ein Polizist vorbei und fragt:
„Entschuldigen Sie, kann ich Ihnen helfen? Was suchen Sie denn?“
Und der Betrunkene antwortet: „Oh, dasch isch nett. Isch hab meinen Schlüssel verlorn.“
Und beide beginnen, noch einmal alles genau abzusuchen, allerdings ohne Erfolg. Nach circa 30 Minuten fragt der Polizist den Betrunkenen: „Sagen Sie mal … sind Sie sicher, dass Sie Ihren Schlüssel hier verloren haben?“
Der Betrunkene schaut den Polizisten ganz verdutzt an und sagt dann: „Nööö, aber hier isch es so schön hell!“
Die Moral von der Geschicht`?
Auch uns geht es manchmal wie dem Betrunkenen in dem Witz. Auch wir suchen häufiger an Stellen, wo sich definitiv keine Lösung für unser Problem finden lässt.
Wir arbeiten zum Beispiel wie die Bekloppten, um uns nur ja nicht mit uns selbst zu beschäftigen. Vielleicht fliehen wir auch in eine wie auch immer geartete Sucht, um uns nicht mit unseren Themen auseinandersetzen zu müssen.
Oder wir laden uns selbst so viel auf die Schultern, das wir fast zusammenbrechen, aus Angst sonst in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Schließlich sollen die anderen ja auch merken, wenn man mal nicht mehr da ist.
Doch in Wahrheit wohnt jeder anfänglichen „Fehl-Suche“ bereits das Finden inne.
Wie bereits gesagt, beinhaltet jede Frage bereits die Antwort.
Manchmal kann es sich allerdings auch so anfühlen, als würden Deine Ängste zunächst einmal zunehmen und schlimmer werden, als würde sie sich verdichten und alles eng in Dir machen.
Aber das ist nur der Sturm auf den die Ruhe folgt.
Wenn Du Dich mit der Angst vor dem Tod beschäftigst, rührst Du an Dein wahres Menschsein und erkennst, dass Du viel mehr bist, als nur Dein Körper, Deine Gedanken und Deine Gefühle.
Du erkennst, dass Du einen Körper hast, aber mehr bist als Dein Körper.
Oder wie Kenneth Wapnick es einmal ausdrückte:
„Die Geburt ist nicht der Anfang und der Tod ist nicht das Ende.“
Oder wie es Max Winterthur beschrieb:
„Wenn du geboren wirst, weinst Du und alle um Dich herum lachen. Wenn du stirbst, lachst Du und alle um Dich herum weinen.“
Die Angst vor Auslöschung Deines Seins ist eine Illusion. Du gibst nur Deinen Körper ab, der sterblich ist bzw. vergänglich, aber Dein wahres Sein bleibt davon unberührt.
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