Weihnachten rückt ja in schnellen Schritten heran. Doch vielleicht hinkst Du noch ein bisschen hinterher mit den Besorgungen oder dem Eintüten der Geschenke oder den Vorbereitungen für das Festessen.
Vielleicht bist Du aber auch ganz fix … und hast bereits alles …:
… dekoriert und ausstaffiert, den Weihnachtsbraten delegiert.
Besorgt, geborgt, verstaut, verpackt, und manches Teil einfach zerhackt. Geschrieben, zerrieben, die Flusen vertrieben.
Die Möbel verschoben und Kränze gebogen.
Aufgestellt und umgestellt, damit’s an Weihnachten auch wirklich hält.
Den Boden geschrubbt, die Wände getüncht, weil sonst Dich Mama wieder lüncht. Jetzt kannst Du ganz entspannt drauf warten, dass alles leuchtet, sogar der Garten.
Und wenn dann jedes Lichtlein brennt, im Radio es dudelt Advent, Advent, dann ist es endlich bald soweit – dann ist sie da: die Weihnachtszeit.
Ich wünsche Dir eine wundervolle, besinnliche und auch humorvolle Weihnachtszeit und bedanke mich für Dein Interesse an dem Blog, dem Podcast und meinem Newsletter.
Vieles haben wir in diesem Jahr miteinander erlebt und erfahren, gefühlt und gedacht. Und ja, auch viel über das Leben gelacht. Manchmal!
Zum Abschluss des Jahres gibt’s daher was Lustiges, denn Humor hilft ja bekanntlich immer.
Komm gut im Neuen Jahr an und pass auf Dich und den Weihnachtsbaum auf … man weiß ja nie!
Zugehörige Podcastfolge
Der alte Weihnachtsbaumständer
Beim Aufräumen des Dachbodens – ein paar Wochen vor Weihnachten – entdeckte der Familienvater in einer Ecke einen ganz verstaubten, uralten Weihnachtsbaumständer.
Es war ein besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen konnte man das Lied „O du fröhliche“ erkennen. Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit herankam.
Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch kam dem Familienvater ein wunderbarer Gedanke: Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum sitzt und dieser sich auf einmal wie in vergangener Zeit zu drehen anfängt und dazu „O du fröhliche“ spielt. Nicht nur Großmutter, die ganze Familie würde staunen.
So nahm er den Ständer und schlich ungesehen in seinen Bastelraum. Jeden Abend zog er sich geheimnisvoll nun in seinen Bastelraum zurück und verriegelte die Tür. Eine gründliche Reinigung und eine neue Feder, dann sollte der Ständer wie neu sein.
Natürlich fragte die Familie, was er dort treiben würde und er antwortete jedes Mal nur: „Weihnachtsüberraschung“.
Kurz vor Weihnachten sah der Weihnachtsbaumständer aus wie neu. Jetzt noch schnell einen prächtigen Weihnachtsbaum besorgt, so um die zwei Meter hoch und wieder verschwand der Vater in seinem Hobbyraum.
Er stellte den Baum in den Ständer und führte einen Probelauf durch. Alles bestens, was würde Großmutter für Augen machen.
Endlich war es Heiligabend. Der Vater bestand darauf, den Weihnachtsbaum alleine zu schmücken, er hatte extra echte Baumkerzen besorgt, damit alles stimmte. „Die werden Augen machen!“, sagte er bei jeder Kugel, die er in den Baum hing.
Als er fertig war, überprüfte er noch einmal alles, der Stern von Bethlehem war oben auf der Spitze, die Kugeln waren alle angebracht, Naschwerk und Wunderkerzen hingen hübsch angeordnet am Baum und Engelhaar und Lametta waren hübsch untergebracht.
Die Feier konnte beginnen!
Für die Großmutter stellte er den großen Ohrensessel parat, die anderen Stühle stellte der Vater in einem Halbkreis um den Tannenbaum. Jetzt führte der Vater die Großmutter feierlich zu ihrem Platz, die Eltern setzten sich neben sie und ganz außen saßen die Kinder.
„Jetzt kommt die große Weihnachtsüberraschung“, verkündete er, löste die Sperre am Ständer und nahm ganz schnell wieder seinen Platz ein.
Langsam begann der Weihnachtsbaum sich zu drehen und hell erklang von der Musikwalze „O du fröhliche“.
War das eine Freude! Die Kinder klatschten in die Hände und Oma hatte vor Rührung Tränen in den Augen.
Sie brachte immer wieder nur „Wenn Großvater das noch erleben könnte, dass ich das noch erleben darf!“ hervor. Mutter war stumm vor Staunen.
Eine Weile schaute die Familie entzückt und stumm auf den im Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein Zittern durchlief den Baum, die bunten Weihnachtskugeln klirrten wie Glöckchen.
Nun begann der Baum, sich immer schneller zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es hörte sich an als wollte „O du fröhliche“ sich selbst überholen.
Mutter schrie laut auf. „So unternimm doch was!“
Vater saß aber wie versteinert auf seinem Stuhl und starrte auf den Baum, der seine Geschwindigkeit immer weiter steigerte.
Mittlerweile drehte er sich so schnell, dass die Flammen hinter ihren Kerzen wehten. Großmutter bekreuzigte sich und betete, und murmelte nur noch: „Wenn das Großvater noch erlebt hätte.“
Als Erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel auf den Dackel, der dort gerade ein Nickerchen hielt. Der Dackel flitzte wie von der Tarantel gestochen in die Küche und schielte in Sicherheit um die Ecke.
Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten, wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum.
Vater erwachte aus seiner Starre und gab das Kommando: „Alles in Deckung!“
Ein Goldengel trudelte losgelöst durchs Zimmer, nicht wissend, was er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte. Weihnachtskugeln, der Schokoladenschmuck und andere Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer und platzten beim Aufschlagen auseinander.
Die Kinder hatten hinter der Großmutters Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf mit den Armen schützend.
Mutter jammerte in den Teppich. „Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!“
Vater wollte sich vor Peinlichkeit am liebsten unter dem Teppich verstecken. Oma saß immer noch auf ihrem Logenplatz, wie erstarrt, von oben bis unten mit Engelhaar und Lametta geschmückt. Ihr kam Großvater in den Sinn, als dieser 1914 – 18 in den Ardennen im feindlichen Artilleriefeuer gelegen hatte.
Genauso musste es gewesen sein, als gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte, registrierte sie trocken: „Kirschwasser!“ und murmelte: „Wenn Großvater das noch erlebt hätte!“
Zu allem jaulte die Musikwalze im Schlupfakkord „O du fröhliche“, bis mit einem ächzenden Ton der Ständer seinen Geist aufgab.
Durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe, fiel aufs kalte Büfett, die letzten Nadeln von sich gebend. Totenstille!
Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker Konfettiparade, erhob sich schweigend. Kopfschüttelnd, eine Lamettagirlande, wie eine Schleppe tragend, blieb sie an der Tür stehen: „Wie gut, dass Großvater das nicht mehr erlebt hat!“
Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: „Wenn ich mir die Bescherung ansehe, dann ist deine große Überraschung wirklich gelungen.“
Andreas meinte nur: „Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so? Endlich war mal was los hier …!“
Schweigen …
Und plötzlich fingen sie alle an zu lachen. Zunächst ganz zaghaft, beinahe schüchtern, ob dem sie umgebenden Chaos.
Doch nach und nach wurde es immer lauter. Bis alle lachten, wie sie schon lange nicht mehr gelacht hatten. Sie lachten, bis ihnen ihre Bäuche weh taten. Sie lachten all die Anspannung und den Schmerz, das Aua und das Aha, das Oje und das Oh-nein einfach weg.
Am Ende lagen sie sich erschöpft in den Armen und Vater sagte zu Mutter:
„Was für eine Bescherung. Das war das größte Geschenk!“
Und Oma sagte: „Ich glaub, ich hab sogar Opa lachen hören. Schade, dass er das nicht mehr miterleben konnte, aber wer weiß …“
Autor: unbekannt (Schluss leicht abgeändert;)
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