In dieser Woche habe ich wieder einmal gelernt, wie wichtig es ist, über die Angst vor dem Tod zu sprechen.
Es gab viele Begegnungen, in denen und aus denen ich viel mitnehmen und über mich, das Leben und auch die Angst vor dem Tod lernen konnte. Eine Begegnung ist mir dabei besonders im Sinn geblieben.
Die Begegnung mit „meiner“ 89-jährigen Dame im Pflegeheim am Mittwoch.
Sie war an dem Tag nicht gut zufrieden. Alles tat ihr weh. Sie lag überwiegend im Bett, denn dort fühlte sie sich gerade am wohlsten.
Du musst wissen, dass sie mental total fit ist – nur der Körper ist dies nicht mehr: „Ich bin hier oben topfit, …“ und tippt an ihren Kopf „… nur mein Körper ist ein Wrack!“ sagt sie oft.
An diesem Tag erzählte sie mir auch: „Der Herr XY ist am Montag plötzlich umgefallen und war tot! Der war noch so fit. Er konnte gehen und las immer die Zeitung. Jetzt ist er nicht mehr da. Das hat mich betroffen gemacht!“
Wir sprachen dann auch über ihren eigenen Wunsch zu sterben, denn ich wusste, dass sie sich „fast“ nichts lieber wünschte, als endlich sterben zu dürfen.
„Doch da ist noch ‘was anderes!“, flüsterte sie und ich fragte nach, was es denn sei und sie sagte: „Ich habe Angst vor dem Tod, denn ich weiß ja nicht, was mich auf der anderen Seite erwartet …!“
DA WAR SIE: DIE ANGST VOR DEM UNBEKANNTEN. DIE ANGST VOR DEM TOD.
Aus einem inneren Impuls heraus berichtete ich ihr, was ich in den vergangenen 25 Jahren aus der „Distanz“ heraus vom und über den Tod gelernt hatte. In Kurzfassung?
Ich erzählte ihr …
- von mir und meinen früheren Ängsten
- auch, dass ich mittlerweile nicht mehr an den „Tod“ glaube
- dass er vielleicht doch ganz anders ist, als wir uns das bislang vorstellen
- von meinen Erfahrungen aus der Sterbebegleitung, dass niemand alleine stirbt, da jeder im Sterben z. B. von lieben Verstorbenen „abgeholt“ würde
Ich nannte ihr einige Beispiele und Begebenheiten und erzählte ihr von der Liebe usw. usw.
Über die Angst vor dem Tod sprechen
Als wir beim „Thema“ Nachtodkontakte waren, sagte sie plötzlich: „Mein Mann hat sich damals auch im Traum von mir verabschiedet. Er sagte, dass es ihm gut ginge und ich mir keine Sorgen machen solle!“
Darüber hätte sie aber noch mit niemandem gesprochen und eher für sich behalten, wegen Plemplemm und so.
Ich erzählte ihr auch meinen Traum von meiner Mutter, die sich im Jahr 2007 ebenfalls bei mir auf diese Art und Weise verabschiedet hätte und dass ich das als sehr tröstlich empfand.
Daraufhin erwähnte sie noch etwas anderes:
„Meine Mutter war damals sehr krank und sie hatte große Schmerzen. Zuerst wollte ich nicht in die Leichenhalle, denn ich hatte Angst, ihren Todeskampf im Gesicht sehen zu müssen. Doch meine Schwester überredete mich und so ging ich doch zum offenen Sarg.
Und da sah ich sie. Sie sah sooo schön friedlich aus, fast selig. Ihr Gesicht war ganz weich und entspannt, als würde sie lächeln. Das fällt mir jetzt wieder ein …!“
Nach diesem Gespräch fragte ich sie: „Sag mal, war das jetzt gut, dass Du über Deine Angst vor dem Tod sprechen konntest oder war das zu viel für Dich?“
Und sie sagte: „Ach das hat so gut getan darüber zu sprechen und das zu hören. Das war so gut. Danke!“
Die Angst hatte ihr kleines Refugium betreten. Unerwartet und plötzlich war sie eingetreten. Sie saß für eine kleine Weile an ihrem Bett, blickte liebevoll auf sie und nach dem Gespräch ging die Angst wieder hinaus, indem sie sanft mit einem Lächeln die Tür hinter sich schloss.
Wir hatten darüber gesprochen.
Alles Liebe wünsche ich Dir
Deine
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