Dieser Artikel ist der zweite Teil meiner Miniserie zur Angst vor dem Tod und dem Umgang mit Todesangst. Im ersten Teil ging es um die tieferen psychologischen und spirituellen Ursachen dieser Angst, um typische Symptome und darum, wie sehr sie uns – meist unbewusst – im Alltag beeinflussen kann. Falls Du ihn noch nicht gelesen hast, findest Du ihn hier: 👉 Teil 1 lesen
In diesem zweiten Teil nehme ich Dich mit auf meinen ganz persönlichen Weg. Ich zeige Dir, wie mein eigener Umgang mit Todesangst begonnen hat, was sich dadurch verändert hat – und wie auch Du Deinen eigenen Umgang mit Todesangst finden kannst: liebevoll, achtsam und auf Deine Weise.
Todesangst vs. Angst vor dem Tod – eine wichtige Unterscheidung
In der Psychologie wird zwischen akuter Todesangst und der eher existenziellen Angst vor dem Tod unterschieden:
- Todesangst beschreibt eine unmittelbare, meist körperlich spürbare Angstreaktion in konkreten Bedrohungssituationen. Sie tritt zum Beispiel bei Unfällen, plötzlichen Schockmomenten oder lebensgefährlichen Erlebnissen auf und wird häufig als intensive Panik erlebt.
- Die Angst vor dem Tod hingegen ist tieferliegend, oft diffus und begleitet uns manchmal jahrelang im Hintergrund. Sie ist selten laut oder dramatisch, sondern zeigt sich eher in Form von Stress, Kontrollbedürfnis, Überforderung oder Rückzug aus dem Leben.
Die klinische Psychologie spricht im Zusammenhang mit einer ausgeprägten, belastenden Form dieser Angst auch von Thanatophobie – also einer krankhaften Angst vor Tod oder Sterben. Diese Form der Angst kann das Leben stark einschränken und zeigt sich in ständiger Grübelei, Vermeidungsverhalten oder auch körperlichen Symptomen.
In diesem Artikel meine ich mit „Todesangst“ vor allem die existenzielle Angst vor dem Tod – also nicht den akuten Ausnahmezustand, sondern die leise, aber tiefgreifende Angst, die viele von uns mit sich tragen. Diese darf gesehen, gewürdigt und liebevoll begleitet werden. Genau darum geht es in einem bewussten Umgang mit Todesangst.
Meine eigene Geschichte: Vom Verdrängen zum Verstehen
Auch ich, Jeanette, hatte früher große Angst vor dem Tod – dem meiner Eltern, meinem eigenen, dem Tod von geliebten Menschen. Diese Angst saß tief. Sie war diffus, schwer greifbar, aber immer da. Wie ein dunkler Nebel im Hintergrund.
Doch irgendwann kam ein Punkt, an dem ich spürte: „Ich kann nicht mehr weiterleben, ohne mich dieser Angst zu stellen.“ Deshalb begann ich, mich intensiv mit dem Thema Tod zu beschäftigen. Ich las Bücher über Nahtoderfahrungen und studierte spirituelle Texte, unter anderem Ein Kurs in Wundern. Außerdem ließ ich mich auf innere Prozesse ein, die nicht immer bequem waren. Zusätzlich sprach ich mit Menschen, die Sterbebegleitung machten, und erlebte selbst Momente, in denen sich die Angst verwandelte – in eine sanfte Klarheit, in ein tiefes Vertrauen.
Heute kann ich sagen: Mein Umgang mit Todesangst hat mein Leben grundlegend verändert. Die Angst ist weitestgehend verschwunden, und mit ihr auch ein großer Teil meines existenziellen Stresses. Mein Umgang mit Todesangst wurde zu einem Weg der Heilung.
Die Todesangst als Stressquelle – und ihre spirituelle Wurzel
In vielen spirituellen Traditionen wird der Tod nicht als Feind gesehen, sondern als Übergang, Transformation oder Heimkehr. Der Buddhismus spricht vom „Loslassen des Anhaftens“. Ein Kurs in Wundern sagt: „Der Tod ist eine Illusion.“ In Nahtodberichten wird vom Gefühl vollkommener Liebe, Freiheit und Licht berichtet. Die Tibeter üben das bewusste Sterben schon zu Lebzeiten.
All diese Sichtweisen zeigen: Wir sind nicht der Körper. Wir sind Bewusstsein. Dieses Bewusstsein kann sich erinnern – an seine Quelle, an seine Unverletzlichkeit und an seinen Frieden.
Wenn wir allerdings in der Identifikation mit dem Körper bleiben, erscheint der Tod wie ein Ende. Wie ein Auslöschen. Wie eine Bedrohung.
Das Ego will uns glauben machen, dass der Tod real ist. Damit wir uns selbst klein halten. Damit wir in Angst bleiben – und nicht ins volle Licht treten.
Genau das erzeugt massiven Stress – oft ohne dass wir wissen, woher er kommt. Ein liebevoller Umgang mit Todesangst kann hier eine große Befreiung bringen.
Warum hinter der Angst vorm Tod oft die Angst vorm Leben steckt
Jetzt wird’s spannend. Denn viele Menschen, die sich vor dem Tod fürchten, leben zugleich ein Leben in Zurückhaltung, in Sicherheitsdenken und in Selbstbegrenzung. Sie vermeiden Risiken. Sie sagen „Vielleicht irgendwann“. Sie funktionieren – aber sie leben nicht wirklich.
Hier liegt der Kern: Die Angst vorm Tod ist oft ein Spiegel der Angst, ganz lebendig zu sein. Denn echtes Leben ist nicht kontrollierbar. Es ist unberechenbar. Es verlangt Hingabe, Mut, Liebe und Präsenz. Genau davor schreckt das Ego zurück. Es will Pläne, Strukturen, Absicherungen. Aber das Leben fließt.
Ein heilsamer Umgang mit Todesangst bedeutet deshalb auch: Sich dem Leben ganz zu öffnen. Trotz allem. Oder gerade deshalb.
„Ich habe keine Angst vor dem Tod – aber vorm Sterben schon …“
Diesen Satz höre ich oft – in Coachings, in Seminaren und in persönlichen Gesprächen. Ja, es gibt einen feinen Unterschied: Die Angst vor dem Tod meint das „Danach“, das Unbekannte, das Nichts, das Ende. Die Angst vorm Sterben hingegen meint den Prozess: den Kontrollverlust, die Schmerzen, das Ausgeliefertsein, das Alleinsein.
Beides ist menschlich. Beides darf sein. Beides hat eine gemeinsame Wurzel: die Angst, das Leben nicht wirklich gelebt zu haben.
„Ich habe gelebt. Ich habe geliebt. Ich war da.“ – Das ist der Satz, der am Ende zählt.
Deshalb ist es so heilsam, beide Ängste zu würdigen. Sie wollen uns nicht lähmen – sie wollen uns zurückrufen ins Leben. Und genau das ist der tiefere Sinn eines bewussten Umgangs mit Todesangst.
Stell Dich dem Leben – auf Deine Weise (Meditative Übung)
Wenn Du magst, nimm Dir jetzt ein paar Minuten Zeit. Setz oder leg Dich entspannt hin. Wenn Du möchtest, schließe sanft Deine Augen. Ich begleite Dich jetzt durch eine kleine meditative Reise zu Dir selbst.
Atme tief durch die Nase ein … und langsam durch den Mund wieder aus. Lass mit jedem Atemzug ein wenig Anspannung gehen. Spüre den Boden unter Dir. Spüre, wie Du getragen wirst.
Lenke nun Deine Aufmerksamkeit auf Dein Herz. Stell Dir vor, dort leuchtet ein sanftes Licht. Es pulsiert ruhig. Friedlich. Warm.
Und in dieser inneren Ruhe stelle Dir folgende Fragen:
- Was in meinem Leben traue ich mich noch nicht zu leben?
- Wo halte ich mich selbst zurück – aus Angst, verletzt zu werden?
- Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass der Tod nicht existiert?
- Und was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass ich meine Liebsten wiedersehe – dass ich ewig bin?
- Wenn ich tief in mir wüsste: Ich kann gar nicht wirklich sterben? Was würde das verändern?
Bleibe noch einen Moment in dieser Verbindung. Vielleicht kommen Bilder oder Gefühle. Vielleicht ein stilles Wissen.
Und wenn Du soweit bist, nimm einen letzten tiefen Atemzug … bewege langsam Deine Finger … und öffne sanft wieder die Augen.
Du bist hier. Du bist lebendig. Und das ist ein Wunder.
Fazit: Der Tod ist kein Ende – sondern ein Anfang
Wir müssen nicht auf ein Nahtoderlebnis warten, um unser Leben neu zu betrachten. Wir können JETZT beginnen, bewusst zu leben – in Verbindung, im Vertrauen und in Klarheit.
Die Angst vorm Tod darf da sein – aber sie muss nicht Dein Leben bestimmen. Ein bewusster Umgang mit Todesangst kann der Schlüssel zu einem Leben voller Tiefe, Freude und Wahrhaftigkeit sein. Dein eigener Umgang mit Todesangst kann zu einer Reise werden, die Dich zurück in Deine Kraft führt.
Call-to-Action
Ich arbeite gerade an meinem Onlinekurs „ENDLICH – Weniger Stress mit Leben und Tod“ – und wenn Dich diese Themen bewegen, dann trag Dich gern in meinen Newsletter ein.
Dort bekommst Du Inspirationen, Impulse und wirst benachrichtigt, sobald der Kurs startet.
👉 Jetzt in den Newsletter eintragen
Ich freue mich auf Dich – und auf alles, was wir gemeinsam erinnern dürfen.
Deine Jeanette
0 Comments