Die Angst vor dem Tod reduzieren: Praxis-Beispiele

Die Angst vor dem Tod reduzieren: Praxis-Beispiele

von | 3. Dez. 2023 | Leben, Tod & Thanatopsychologie

Jeder kennt das Gefühl von Angst und diese heimliche Beklommenheit, die sich im ganzen Körper ausbreitet, wenn wir an bestimmte angstauslösende Dinge, Situationen oder z. B.: an den eigenen Tod denken. Der Gedanke an den Tod kann überwältigend sein, und es ist völlig natürlich, dass wir eine gewisse Furcht davor empfinden. Doch was, wenn ich Dir sage, dass es Wege gibt, die Angst vor dem Tod nicht nur mildern, sondern ihr auch mit einer neuen Perspektive zu begegnen?

In diesem Beitrag möchte ich Dir liebevoll und einfühlsam aufzeigen, wie Du Deine Sichtweise auf das Lebensende sanft verändern und somit die Angst vor dem Tod reduzieren kannst. Gemeinsam werden wir uns auf eine Reise begeben, die uns erlaubt, unsere tiefsten Ängste zu erkunden und Schritt für Schritt in ein Gefühl des Friedens und der Akzeptanz zu verwandeln.

Was ist eigentlich Angst?

Das Wort Angst (griech.: agchein: lat: angere) bedeutet soviel wie „Enge“, „würgen“ oder „die Kehle zuschnüren“. Etwas scheint uns zu erdrücken. Wohingegen sich das Wort „Furcht“ auf ein konkretes Ereignis bezieht, ist die Angst eher diffus und daher „unkonkret“.

Das Gefühl der Angst zeigt sich im Körper

  • durch beschleunigten Herzschlag,
  • vermehrte Schweißabsonderung,
  • schnellerem oder gestocktem Atemfluss
  • erweiterte Pupillen
  • die Sinne sind geschärft

Unser Körper stellt sich auf Kampf, Flucht oder Totstellen ein.

Doch die Angst ist nützlich, denn sie warnt uns vor möglichen Risiken oder initiiert schon mal Handlungsalternativen für die Zukunft. Ohne Angst hätte die Menschheit evolutionsbiologisch nicht überlebt.

Woher kommt die Angst vor dem Tod?

Es gibt viele Gründe, warum Menschen Angst vor dem Tod haben und eines ist wichtig zu wissen: Jeder hat in seinem Leben schon einmal Angst vor dem Tod gehabt!

Die Angst vor dem Tod resultiert oft aus der Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten. Und sie ist ja nicht unbegründet, denn wir wissen alle, dass wir sterben werden.

Da beißt die Maus keinen Faden ab! Letzten Endes wissen wir nicht wirklich, was uns auf der „anderen Seite“ erwartet oder wie unser Übergang sein wird oder ob danach noch was kommt. Daher liegt es in der Natur des Menschen, dass wir uns vor dem Fürchten, was wir nicht kennen.

Wenn die Angst vor dem Tod jedoch krankhafte Züge annimmt, spricht man von Thanatophobie (Thanatos = Tod; Phobie = Angst, Furcht). Das ist eine gesteigerte Angst und Beklemmung vor dem Tod im allgemeinen oder dem Sterben.

Die Thanatophobie ist eine Form der Angststörung und deren Behandlung gehört in professionelle Hände. Kurz gesagt: Jemand, der unter Thanatophobie leidet, stirbt bereits zu Lebzeiten – psychisch und sozial, denn er kann das Leben nicht mehr genießen und die Lebensfreude kommt abhanden.

 

 

6 mögliche Gründe, warum Menschen den Tod fürchten

  • Angst vor dem Unbekannten
  • Angst vor der Auslöschung der Person, also Angst vor der Nicht-Existenz.
  • Emotionale Distanz zum Tod: der Tod wird verdrängt und tabuisiert.
  • Sorge um die Hinterbliebenen, gerade wenn es sich zum Beispiel um kleine Kinder oder um schutzbedürftige Angehörige handelt.
  • Angst vor einem strafenden Gott oder vor einem Urteil über die „Lebensführung“.
  • Angst vor Krankheit und Siechtum oder dass man vor dem Tod Schmerzen erleiden muss.

Welche „Strategien“ nicht wirklich funktionieren

Es hilft wenig, den Tod zu „verklären“ oder zu romantisieren, noch ist es hilfreich, den Tod zu negieren. Der Tod ist eine Tatsache, an der keiner vorbeikommt.

Die folgenden „Strategien“ sind zwar durchaus verständlich, tragen jedoch nicht wirklich dazu bei, Ängste in Bezug auf Sterben und Tod zu reduzieren:

  • das Thema wird totgeschwiegen – man redet nicht darüber
  • der Tod wird romantisiert oder verklärt
  • der Tod wird negiert
  • das wirkliche „Leben“ wird auf „später“ verschoben (also auf das Jenseits)
  • starke Wissenschaftsgläubigkeit: der Tod ist das Ende!
  • starke Religiosität: der Tod ist der Eintritt ins Paradies!

Selbst religiöse Menschen können zu Lebzeiten Angst vor dem Sterben und dem Tod entwickeln, wenn sie es bislang vermieden haben, sich mit dem Tod bewusst auseinanderzusetzen. Denn vor diesem kleinen Zweifel, was wann und wie kommen wird, ist keiner gefeit.

Was daher am ehesten Erfolg verspricht, ist eine bewusste, rationale und auch emotionale Auseinandersetzung mit der Tatsache der Endlichkeit:

offen, mitfühlend und neugierig.

So gelingt es Dir Schritt für Schritt, Deine Angst vor dem Tod zu reduzieren.

Was Du konkret tun kannst, um Deine Angst vor dem Tod zu reduzieren

  1. Wir müssen akzeptieren, dass der Tod zum Leben dazugehört, sozusagen ein elementarer Bestandteil des Lebens selbst ist.
  2. Viele Millionen Menschen vor uns haben es bereits geschafft! Das sollte Mut machen!
  3. Dem Tod ins Angesicht schauen: Wenn wir den Tod allerdings verdrängen und ihn aus unserem Leben ausklammern, dann kommt er irgendwann – über kurz oder lang – mit Gepolter durch die Hintertür wieder herein.
  4. Wir können ihm nicht entkommen und daher ist es mehr als vernünftig, sich schon zu Lebzeiten mit dem Unvermeidlichen zu beschäftigen. Sich ganz bewusst mit seiner Angst auseinanderzusetzen.
  5. Und jeder auf seine Art. Manche gehen auf den Friedhof, andere sprechen mit Sterbenden und wieder andere meditieren über den Tod.
  6. Was auch immer für Dich geeignet ist: TU es!
  7. Denn eine Tatsache bleibt bestehen: Du wirst sterben! Das ist todsicher!
  8. Doch wir dürfen unserer Angst mit Mitgefühl begegnen.

Erfolgsbeispiele aus der Praxis

Eine meiner Klientinnen, Claudia S. (Name geändert) hatte zeit ihres Lebens Angst:

  • Angst vor Krankheit,
  • Angst vor Siechtum und
  • Angst vor dem Tod.

Doch sie wollte sich ihrer Angst stellen und war bereit, sich mit ihrer Angst auseinanderzusetzen.

Nach vielen Gesprächen über ihre Ängste, dem Erlernen von Entspannungstechniken und dem „Sich-Stellen“ der eigenen Vergänglichkeit absolvierte sie erfolgreich einen Hospizbegleiterkurs. So konnte sie ihre Angst vor dem Tod reduzieren, sodass sie später sogar ihre Mutter beim Sterben auf mitfühlende Art und ohne Angst begleiten durfte.

Sie sagte später lächelnd: 

„Das soll jetzt nicht morbide oder abgefahren klingen, aber das Begleiten meiner Mutter in den Tod war für mich das Schönste und Berührendste, was ich jemals erlebt habe und ich bin dankbar für jeden Augenblick des Dabeiseins!“

Eine andere Klientin – Andrea W. (Name geändert) hatte Angst vor dem Verlust der Eltern

Sie entwickelte zunehmend eine Depression, weil ihr mittlerweile ihre destruktiven Gedanken enormen Stress verursachten.

Als sie sich mit ihrer Gedankenwelt, ihren Überzeugungen und Grundannahmen über das Leben und den Tod beschäftigte, erhielt sie die Kontrolle über ihr Leben zurück.

Später sagte sie: 

„Ich war gefangen in mir selbst. Heute lass ich mich nicht mehr so leicht durch Dinge, die ich eh nicht ändern kann, aus der Fassung bringen! Das entspannt total!“

Also bleib entspannt und denk daran: Die Angst vor dem Tod ist immer auch die Angst vor dem Leben.

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