Glück oder Unglück? Eine Geschichte | Jeanette Richter

Der Zeitwellen-Blog

“Es ist nie zu spät, so zu sein, wie man gerne gewesen wäre.”

George Elliot

Glück oder Unglück? Eine Geschichte

4. Jun, 2023 | Geschichten & Weisheiten

Wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir uns das wünschen, dann sind wir oft nicht sehr erfreut. Da wird dann auch mal gezetert, gewütet, geflucht und in die Hand gebissen. 😉

Aber Glück und Unglück liegen eben sehr nah beieinander und wer kann schon sagen, wofür etwas gut ist?

Das weiß man auch immer erst hinterher oder man baut aufs Vertrauen. 

Wir können es auch gar nicht wissen, weil unser Ego einen ganz kleinen Blickwinkel hat.

Und in einer meiner Lieblingsgeschichten – die es in einer kurzen und einer langen Variante gibt – wird das auch sehr, sehr deutlich.

Übrigens: Ich liebe die lange 😉

Aber lies selbst oder hör Dir die Podcast-Folge an …

Glück oder Unglück?

Im alten China lebte einst ein armer alter Bauer, dessen einziger Besitz ein wundervoller weißer Hengst war. Selbst der Kaiser träumte davon, dieses Pferd zu besitzen. Er bot dem Alten Säcke voller Gold und Diamanten, doch der Alte schüttelte beharrlich den Kopf und sagte:

“Mir fehlt es an nichts. Der Schimmel dient mir seit vielen Jahren und ist mir zum Freund geworden. Und einen Freund verkauft man nicht; nicht für alles Geld der Welt.”

Und so zogen die Gesandten des Kaisers unverrichteter Dinge wieder ab.

Die Dorfbewohner lachten über so viel Unvernunft. Wie konnte der Alte bloß wegen eines Pferdes so viel Reichtum und Glück ausschlagen?

Eines Morgens war das Pferd verschwunden. Die Dorfbewohner liefen aufgeregt vor dem leeren Stall zusammen, um das Unglück des alten Bauern zu beklagen.

“Sag selbst, Alter, hat sich deine Treue gelohnt? Du könntest ein reicher Mann sein, wenn du nicht so eigensinnig gewesen wärst. Jetzt bist du ärmer als zuvor. Kein Pferd zum Arbeiten und kein Gold zum Leben. Ach, das Unglück hat dich schwer getroffen.”

Der alte Bauer blickte bedächtig in die Runde, nickte nachdenklich und sagte:

“Was redet ihr da? Das Pferd steht nicht mehr im Stall, das ist alles, was ich sehe. Vielleicht ist es ein Unglück, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon so genau?”

Tuschelnd gingen die Leute auseinander. Der Alte musste durch den Schaden wirr im Kopf geworden sein. Anders ließen sich seine Worte nicht erklären.

Einige Tage später, es war ein warmer, sonniger Frühlingstag und das halbe Dorf arbeitete in den Feldern, stürmte der vermisste Schimmel laut wiehernd die Dorfstraße entlang.

Die Sonne glänzte auf seinem Fell, und Mähne und Schweif flatterten wie feinste Silberfäden im Wind.

Es war ein herrlicher Anblick, wie er voller Kraft und Anmut daher galoppierte. Doch das war es nicht allein, was die Dörfler erstaunt die Augen aufreißen ließ.

Noch mehr Staunen riefen die sechs wilden Stuten hervor, die hinter dem Hengst her trabten und ihm in die offene Koppel neben dem leeren Stall folgten.

“O du glücklicher, von den Göttern gesegneter Mann! Jetzt hast du sieben Pferde und bist doch noch zum reichen Mann geworden. Bald wird Nachwuchs deine Weiden füllen. Wer hätte gedacht, dass dir noch einmal so viel Glück beschieden wäre?”

riefen sie, während sie dem alten Mann zu seinem unverhofften Reichtum gratulierten.

Der Alte schaute gelassen in die aufgeregte Menge und erwiderte:

“Ihr geht zu weit. Sagt einfach: Jetzt hat er sieben Pferde. Ob das Glück bringt oder Unglück, niemand weiß es zu sagen. Wir sehen immer nur Bruchstücke, wie will man da das Ganze beurteilen. Das Leben ist so unendlich vielfältig und überraschend.”

Verständnislos hörten ihm die Leute zu. Die Gelassenheit des Alten war einfach unbegreiflich. Andererseits war er schon immer etwas komisch gewesen. Na ja, sie hatten andere Sorgen.

Der alte Bauer hatte einen einzigen Sohn. In den folgenden Wochen begann er die Wildpferde zu zähmen und einzureiten.

Er war ein ungeduldiger, junger Mann, und so setzte er sich zu früh auf eine der wilden Stuten. Dabei stürzte er so unglücklich vom Pferd, dass er sich beide Beine mehrfach brach.

Obwohl die Heilerin ihr Bestes tat, war allen klar, dass seine Beine nie wieder ganz gesund werden würden. Für den Rest seines Lebens würde er ein hinkender, behinderter Mann bleiben.

Wieder versammelten sich die Leute vor dem Haus des Alten.

“O du armer, alter Mann!” jammerten sie, “nun entpuppt sich dein Glück als großes Unglück. Dein einziger Sohn, die Stütze deines Alters, ist nun ein hilfloser Krüppel und kann dir keine Hilfe mehr sein. Wer wird dich ernähren und die Arbeit tun, wenn du keine Kraft mehr hast? Wie hart muss dir das Schicksal erscheinen, das dir solches Unglück beschert.”

Wieder schaute der Alte in die Runde und antwortete:

“Ihr seid vom Urteilen besessen und malt die Welt entweder schwarz oder weiß. Habt ihr noch immer nicht begriffen, dass wir nur Bruchstücke des Lebens wahrnehmen. Das Leben zeigt sich uns nur in winzigen Ausschnitten, doch ihr tut, als könntet ihr das Ganze beurteilen. Tatsache ist, mein Sohn hat beide Beine gebrochen und wird nie wieder so laufen können wie vorher. Lasst es damit genug sein. Glück oder Unglück, wer weiß das schon.”

Nicht lange danach, rüstete der Kaiser zum großen Krieg gegen ein Nachbarland. Die Häscher ritten durchs Land und zogen die Väter und Söhne zu Kriegsdiensten ein. Das ganze Dorf war von Wehklagen und Trauer erfüllt, denn alle wussten, dass die meisten Männer aus diesem blutigen und aussichtslosen Krieg nicht mehr heimkehren würden.

Wieder einmal liefen die Dorfbewohner vor dem Haus des alten Bauern zusammen:

“Wie recht du doch hattest. Jetzt bringt dein verkrüppelter Sohn dir doch noch Glück. Zwar wird er dir keine große Hilfe mehr sein können, aber wenigstens bleibt er bei dir. Wir sehen unsere Lieben bestimmt nie wieder, wenn sie erst einmal in den Krieg gezogen sind. Dein Sohn aber wird bei dir sein und mit der Zeit auch wieder mithelfen können. Wie konnte nur ein solches Unglück über uns kommen? Was sollen wir nur tun?”

Der Alte schaute nachdenklich in die Gesichter der verstörten Leute, dann erwiderte er:

“Könnte ich euch nur helfen, weiter und tiefer zu sehen, als ihr es bisher vermögt. Wie durch ein Schlüsselloch betrachtet ihr das Leben, und doch glaubt ihr, das Ganze zu sehen. Niemand von uns weiß, wie sich das große Bild zusammensetzt. Was eben noch ein großes Unglück scheint, mag sich im nächsten Moment als Glück erweisen. Andererseits erweist sich scheinbares Unglück auf längere Sicht oft als Glück, und umgekehrt gilt das gleiche. Sagt einfach: Unsere Männer ziehen in den Krieg, und dein Sohn bleibt zu Hause. Was daraus wird, weiß keiner von uns. Und jetzt geht nach Hause, und teilt die Zeit miteinander, die euch bleibt.”

(Autor unbekannt)

Alles Liebe für Dich und denk dran:

Relax & be happy! Wer weiß, wofür’s gut is’ …

Deine Jeanette

Zugehörige Artikel

Deine Meinung ist wichtig

Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen Artikel zu lesen!

Deine Meinung ist uns wichtig. Daher hinterlasse bitte unten einen Kommentar und teile uns Deine Gedanken und Gefühle zu diesem Thema mit. Deine Rückmeldungen helfen mir & uns, noch bessere Inhalte für Dich zu erstellen. 💬✨

Vielen Dank!

Deine Jeanette

 


Hol Dir Unterstützung

Jeanette Richter Coaching und StressmanagementFühlst Du Dich gestresst, fragst nach dem Sinn oder hast Angst vor dem Tod? Dann melde Dich gerne bei mir und warte nicht länger. Je eher Du Dir professionelle Unterstützung holst, desto schneller kannst Du wieder ein glückliches Leben führen, von dem Du Dich nicht ständig erholen musst. Es ist Zeit, denkst Du nicht?

Vereinbare noch heute einen Termin für ein kostenfreies, telefonisches Infogespräch. Nur Mut!


 

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Artikel

Die “wahre” Geschichte vom Nikolaus

Die “wahre” Geschichte vom Nikolaus

Vor Kurzem habe ich mir tatsächlich einen CD-Player gekauft und was soll ich sagen: mit dem Ding lassen sich nicht nur CDs abspielen, sondern sogar Kassetten. Kaaaaassssetttten, das sind die Plastikdinger mit Löchern in der Mitte. Und da hab ich doch gleich eine...

Von der Kunst, sich selbst zu sabotieren

Von der Kunst, sich selbst zu sabotieren

Als ich die ersten Zeilen des folgenden Textes oder Gedichtes von Jorge Bucay zum ersten Mal las, regte sich in mir Widerstand und Empörung und ich wollte eigentlich nicht mehr weiterlesen. Doch einem inneren Impuls folgend, tat ich es dann doch und wurde belohnt. Ein...

Podcast Zeitwellen

Mehr gibt’s hier

Jeanette Richter

Jeanette Richter

StressCare-Coach I Resilienz-Trainerin I Heilpraktikerin für Psychotherapie

Bevor Du gehst … falls Du über neue Artikel auf dem Laufenden gehalten werden möchtest oder Interesse an meinem StressCare-Letter hast, dann trag Dich gerne hier ein. Alles Liebe für Dich.

Deine Jeanette

Jeanette Richter Spirituelles Stressmanagement

An welche E-Mail darf ich Dir die GRATIS-BOX schicken?

Nach Deiner Anmeldung kannst Du Dir die BOX mit Checklisten, Fragebögen, Meditationen u.v.m. herunterladen, damit Du gleich loslegen kannst.

Völlig gratis und exklusiv für meine Abonnenten und Klienten!

Danke! Eine Bestätigungsmail ist an Dich unterwegs.

Dein StressCare-Video wartet schon auf Dich:

Trag Dich hier mit Deinem Vornamen und Deiner E-Mail-Adresse ein und dann kannst Du Dir gleich das Video kostenfrei anschauen.

Danke! Eine Bestätigungsmail ist an Dich unterwegs.

Share This